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Mach dich hübsch „when there's blood in the sky“ – purple rain, purple rain

Feministischer Zwischenruf

Dieser Zwischenruf wird uns zu Beyoncé führen. Doch vorher wird es um Umweltverschmutzung, Isa Genzken, Michael Jackson und Prince gehen. KWEEK. Der queere Zwischenruf von Katrin Köppert.

Dieser Zwischenruf wird uns zu Beyoncé führen. Doch fangen wir  mit dem Naheliegenden an: Isa Genzken aus Berlin ist in Berlin. Seit kurzem werden  ihre utopischen Stadtarchitekturen, schauspielenden Selbstportrait-Skulpturen und sonnenbebrillten Nofreteten im Rahmen der Retrospektive „Mach dich hübsch!“ im Martin-Gropius-Bau ausgestellt.

Das Werk Genzkens changiert zwischen urbaner Umweltverschmutzung und der Utopie von Stadt, der Schönheit ihrer Fassaden und deren Verletzlichkeit. Diese Ausstellung wird im Stadtraum mit sonnenbebrillten Nofretete-Büsten beworben. Mich hingegen nahm die Assemblage des Raumes gefangen, der trashig-futuristische Wolkenkratzergebilde in der Nähe einer Nofretete-Büste mit Atemmaske vor der Anordnung mattspiegelnder Leinwandflächen zeigt.

Katrin Köppert ist Queer-Medien-Affekt-Theoretikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der UdK Berlin. Zuvor lehrte sie an der Kunstuniversität Linz. Studium der Gender Studies und Neueren deutschen Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Das mit Atemschutz maskierte Subjekt, das aufgrund westlicher Projektion von Umweltverschmutzung auf China und Co gern als asiatisches konstruiert wird, kommt hier als Inkarnation der Schönheitskönigin Nofretete zum Ausdruck. Deren Makellosigkeit wirkt durch die Maske nicht nur verstellt, sondern fragil und bedroht.

Für mich – vielleicht auch aufgrund der vielen in der Ausstellung gezeigten Scrap-Collagen, auf denen Michael Jackson zu sehen ist, – ergibt sich hier eine Verbindung zu seinem Musikvideo „Remember the Time“. Michael Jackson, der das Bild der Atemmaske popularisierte, zerfällt in diesem zu Staub. Bei Genzken indessen ist die im Video noch unberührte und vom Model Iman gespielte Nofretete vom Feinstaub bedroht.

Staub macht vor Schönheit nicht halt, durchbricht die Grenze zwischen Innen und Außen und verkehrt in der Wahrnehmung des vergänglichen Selbst den Blick auf das ‚Andere’. Das Andere ist nicht länger nur Ort der Verobjektivierung, sondern wird durch die affizierende, also durch körperliche Einwirkung verändernde ‚Logik’ des Staubs Teil des okzidentalen Selbst.

Genzken verdeutlicht dies am stärksten durch das Motiv des Spiegels: Im Blick auf die Büste mit der Maske erahne ich mich als Betrachterin aufgrund der sich dahinter befindenden matten Spiegel. Somit tauche ich inmitten des Arrangements auf und muss mir überlegen: als was? Als Betroffene vom Zivilisationsdreck oder als Verursacherin toxikologischer Substanzen?

Als Vielfliegerin muss ich mich der Frage stellen, auf welch privilegierte Weise ich an einem Ort arbeite und einem weit entfernten lebe, auf welche Möglichkeiten ich zurückgreifen kann, mich vor der Umweltverschmutzung zu schützen, währenddessen meine Arbeitswege Kondensstreifen in der Luft hinterlassen.

Diese Streifen, die – wir werden ihn vermissen! – Prince in Purple Rain indirekt und in Dreamer direkt als das Blut im Himmel besingt, verweisen auf einen gesellschaftspolitischen Zusammenhang, der tiefer liegt als es in Genzkens eher spielerischen Anordnungen aufscheint.

Wenn Prince in Dreamer singt „Prayin' that the police sirens/Pass you by at night? [...] Thing they're spraying chemicals over the city/While we sleep?“ verdeutlicht er, wie die in der langen Geschichte des Rassismus als bedrohlich hergestellten Subjekte existenzieller Unsicherheit ausgesetzt werden. Ganz gleich ob es sich um den  Missbrauch von Polizeigewalt im Namen der Sicherheit handelt oder das Ausgesetzt-Sein gegenüber toxischen und gefährlichen Umwelteinflüssen in Folge rassismus-induzierter Armut und Wohnbedingungen, sind schwarze und nicht-weiß rassifizierte Subjekte Opfer struktureller Gewalt.

Diese Gewalt hat nichts mit Verschwörungstheorie zu tun, wie es im Kontext des Anti-Chemtrail-Aktivismus immer wieder behauptet wird. Sie ist auch nicht das Richtige im Falschen des Zivilisations-Überschusses oder der Notwendigkeit, Essen auf den Teller zu bringen. Das Zumüllen und Vergiften strukturschwacher Regionen mit digitalem Müll und Elektroschrott darf nicht damit verharmlost werden, Menschen in Arbeit zu bringen. Und die Gefährdung der Ärmsten durch Umweltgifte in der Landwirtschaft und Nahrungsproduktion kann nicht mit dem Argument erkauft werden, die Welt zu ernähren. Bei den ‚Alltagsgiften’ unserer Zivilisation und den „sleeping pills“ im Leitungswasser der Schwarzen handelt es sich um Gewalt. Und was hat das nun alles mit Beyoncé zu tun?

Beyoncé veröffentlichte einen Tag vor ihrem spektakulären und schlagzeilenerzeugenden Auftritt beim Super Bowl 50 das Musikvideo zu dem Song „Formation“, in dem sie die Polizeigewalt gegenüber Schwarzen und environmental racism mit der Geschichte des Kolonialismus und des Menschenhandels in den USA verbindet.

Formation (Explicit) - Beyoncé

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Auf einem Polizeiauto sitzend, das von Wasser umgeben mit ihr unterzugehen droht, bringt sie alles zusammen: Südstaatenrassismus, Katrina und die Polizeigewalt gegenüber People of Color. Das Video operiert ähnlich wie bei Genzken mit dem Spiegel. Es wird mit Hilfe des Symbols der glatten Wasseroberfläche zur Spiegelfläche der rassistischen Formation, die als narzisstische des sich in seinem Selbstbild schützenden weißen Subjekts verstanden werden kann. Doch trotz oder vielmehr wegen dieser Formation singt sie: „I like my baby heir with baby hair and afros/I like my negro nose with Jackson Five nostrils.“

Mittels zahlreicher Techniken der Aneignung stigmatisierender Bilder schwarzer Weiblichkeit wird der Spiegel für das weiße Subjekt blind und lässt dieses wie bei Genzkens trüben Spiegeln nur noch schemenhaft erscheinen. Indessen tanzt Beyoncé in Formation mit ihren Tänzerinnen und macht sich hübsch: „When there´s blood in the sky.